Am 17. Dezember 2011 verstarb Kim Jong-il, der ehemalige Diktator Nordkoreas, an einem Herzinfarkt. Sein plötzlicher Tod löste in der nordkoreanischen Bevölkerung tiefe Trauer aus, die bis heute anhält. Einige Menschen gaben an, über Kims Tod trauriger zu sein als über den Tod ihrer eigenen Eltern. Dies zeigt, wie stark die Verbundenheit mit dem Machthaber in Nordkorea ist.
Kim Jong-il, der Sohn des Staatsgründers der Volksrepublik Korea Kim Il-sung, der ebenfalls gottgleich verehrt wird, hatte die Macht von seinem Vater übernommen und führte das Land mit harter Hand. Unter seiner Herrschaft herrschte eine Atmosphäre aus Angst und Misstrauen. Die Nordkoreaner wurden darauf konditioniert, in Kim Jong-il und später in seinem Sohn Kim Jong-un “lebende Götter” zu sehen. Als der Tod von Kim Jong-il bekannt wurde, brach in Nordkorea eine Welle der Trauer aus. Viele Menschen weinten und trauerten um den verstorbenen Machthaber.
Doch die Trauer in Nordkorea war nicht nur Ausdruck der Liebe und Verehrung für Kim Jong-il, sondern auch eine Notwendigkeit: Die nordkoreanische Bevölkerung musste zeigen, dass sie wirklich trauerte, um nicht verhaftet oder getötet zu werden. In Nordkorea herrscht eine Kultur, bei der Bürger sich selbst und ihre Mitmenschen kritisieren müssen, um ihre Loyalität gegenüber dem Regime zu beweisen. Wer sich nicht an die Regeln hält oder auch nur den Anschein erweckt, illoyal zu sein, kann schwerwiegende Konsequenzen erleiden.
Der nordkoreanische Geheimdienst, bekannt als “Staatssicherheit”, greift in die Privatsphäre der Bevölkerung ein. Es gibt Berichte über Überwachung, Spionage und Einschüchterung von Bürgern, die sich kritisch gegenüber dem Regime äußern oder auch nur den Verdacht erregen. Diese Einschüchterungstaktik dient dazu, das Klima der Angst aufrechtzuerhalten. Das ist für eine Diktatur unerlässlich, um Unterwerfung zu garantieren.
Kim Jong-il und sein Sohn Kim Jong-un haben die nordkoreanische Bevölkerung unter anderem durch Propaganda und Paraden manipuliert, um die Macht der Kim-Dynastie zu festigen und zu erhalten. Sie schufen eine alternative Realität, die von einer Außenwelt abgeschottet ist und in der die Regierung die Kontrolle über die Informationen und Wahrnehmungen der Menschen hat.
Der Tod von Kim Jong-il zeigt, wie stark da Regime das Leben der nordkoreanischen Bevölkerung kontrolliert.
Quellen:
Choe Sang-Hun and Norimitsu Onishi: North Korea’s Tears: A Blend of Cult, Culture and Coercion, in: The New York Times, 21.12.2011, https://www.nytimes.com/2011/12/21/world/asia/north-korean-mourning-blends-emotion-and-coercion.html [Abruf: 13.4.2023]
Jiyeon Lee and Jethro Mullen: North Korea denies punishing citizens for not mourning enough, in: CNN, 16.01.2016, https://www.cnn.com/2012/01/16/world/ [Abruf: 13.4.2023]
Choi Song Min: Harsh punishments for poor mourning, in: Daily NK, 11.01.2012, https://www.dailynk.com/english/harsh-punishments-for-poor-mournin [Abruf: 13.4.2023]
Doku arte, 23.2.2022: https://youtu.be/wHs46Pzkoll [Abruf: 13.4.2023]
Death and state funeral of Kim Jong-il, in: Wikipedia, 19.12.2011: https://en.wikipedia.org/wiki/Death_and_state_funeral_of_Kim_Jong-il [Abruf: 13.4.2023]
Death and state funeral of Kim Il-sung, in: Wikipedia, https://en.wikipedia.org/wiki/Death_and_state_funeral_of_Kim_Il-sung
Kim Il-sung Funeral July 8, 1994, KCTV, 1994 (Youtube): https://youtu.be/rYgs2SY7i80
Scence of Mass grief (AP), 30.07.2015: https://youtu.be/JSLnuos5pku [Abruf: 13.4.2023]