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“The Topography of Tears” & “Imaginarium of Tears”

“The Topography of Tears” von Rose-Lynn Fisher und “Imaginarium of Tears” von Maurice Mikkers.

»The Topography of Tears« zeigt Nahaufnahmen von Tränen verschiedenster Ursprünge, angefangen bei emotionalen Tränen, wie Trauer oder Freude, bis hin zu Reflex-Tränen, wie sie beim Zwiebelschneiden oder dem ungeschützten Blick in die Sonne entstehen. Seit 2008 arbeitete die US-Fotografin und Künstlerin Rose-Lynn Fisher diesem Projekt, das 2017 als Publikation bei Bellevue Literary Press erschien.

Frontansicht des Buches "The Topography of Tears" der Künstlerin Rose-Lynn Fisher. Am linken Rand ist ein schwarzer breiter Streifen, auf dem hochkant von unten nach oben der Titel des Buches in weißer Schrift und in türkiser Schrift darunter der Name der Künstlerin steht. Auf der rechten Seite sieht man ein Bild einer Träne, das mit einem Mikroskop aufgenommen wurde. Es ist in Grautönen gehalten, wobei sich mit schwarze verschieden geformte Linien durch das Bild ziehen.“The Topography of Tears” versammelt die Bilder von Tränen verschiedener Ursprünge, angefangen bei emotionalen Tränen, wie Trauer, Verzweiflung, Wut oder Freude, bis hin zu Reflex-Tränen, wie sie beim Zwiebelschneiden oder dem ungeschützten Blick in die Sonne entstehen. Rose-Lynn Fisher sammelt diese Tränen und überträgt diese auf Trägergläser. Mit Hilfe eines Lichtmikroskops aus den 1970er Jahren betrachtet sie die entstehenden Ansichten der Tränen und nimmt diese mit einer Mikroskop-Kamera auf.

Das Projekt entwickelte sich aus einem Trauerprozess Fishers heraus. Neugierig über die visuelle Beschaffenheit von Tränen sammelte sie diese und machte sie mithilfe eines Lichtmikroskops und einer damit verbundenen Kamera sichtbar. Dabei arbeitete sie nicht ausschließlich mit den Tränen der Trauer, sondern machte die »unsichtbare Welt ihrer Gefühle sichtbar« (Website Fisher, Üb.d.A.), indem sie Tränen aus verschiedenen Gefühlslagen sammelte, um zu untersuchen, ob sich deren Aussehen unterschied. Sie experimentierte mit Aufnahmesituationen (z.B. luftgetrocknete oder zwischen Deckglas eingeschlossene Tränen), Druckverfahren und Papieren. Ihre Arbeit zeigte, dass jede Träne ein individuelles Aussehen hat, selbst wenn sie das gleiche Gefühl zeigt direkt nacheinander in der selben Situation entstanden ist. Neben einer Sichtbarmachung der Gefühlswelt spricht Rose-Lynn Fisher von Landschaften; individuell, einem Fingerabdruck gleich.

»Although the empirical nature of tears is a composition of water, proteins, minerals, hormones, antibodies and enzymes, the topography of tears revealed to me a momentary landscape, transient as the fingerprint of someone in a dream. This series is like an ephemeral atlas. […] [Tears] are the evidence of our inner life overflowing its boundaries, spilling over into consciousness.«

Der niederländische Künstler und Chemie-Laborant Maurice Mikkers begann 2015 mit einem ähnlichen Projekt. In seiner Arbeit verbindet Mikkers Kunst mit Wissenschaft und Technik und bedient sich dabei des Wissens, das er sich während seiner Ausbildung und Arbeit als Laborant, sowie in seinem Kunststudium an der Royal Academy of Art in Den Haag angeeignet hat. Bereits vor seinem 2015 begonnenen und bis heute andauernden Projekt »Imaginarium of Tears« verband er in sogenannten Micrograph-Stories das Mikroskop mit der Fotografie.
Während der Arbeit an einer Micrograph-Story stieß sich Mikkers nach eigenen Angaben im Labor derart stark den Zeh, dass auf Grund des Schmerzes einige Tränen flossen. Reflexartig nahm er eine dieser Tränen mit einer Pipette auf und betrachtete sie unter seinem Mikroskop. Der Anblick faszinierte ihn und sorgte für das Entstehen seines Projekts »Imaginarium of Tears«. Er experimientierte mit verschiedenen Mikroskopen und Aufnahmemodi und entschied sich letztlich für das Dunkelfeldmikroskop – anders als Rose-Lynn Fisher, die ein einfaches Lichtmikroskop nutzte. Durch den schwarzen Hintergrund des Dunkelfeldmikroskops und die Beleuchtung des Objekts wurde sowohl die äußere, runde Form, wie auch die kristalline Struktur der Tränen sichtbar.

Screenshot der Website Maurice Mikkers Imaginarium of Tears.

Mikkers verbindet die Tränenbildern mit kurzen Sätzen zu den Hintergründen der Tränen und zeigt dies online auf der projekteigenen Website “Imaginarium of Tears“. Er spricht von den besonderen Geschichten der Tränen, die er mit diesen zusammen darstellt. Auf seiner Website tauchen diese besonderen Geschichten jedoch lediglich in ein bis zwei Sätzen auf. Sind ein bis zwei Sätze überhaupt in der Lage, die Besonderheit einer Geschichte zu erzählen? Oder traue ich dem Wort, gerade wenn es wie hier affektappellierend auftaucht, zu wenig zu? Auch Fisher arbeitet mit Text. Sie ordnet über deren Betitelung die Bilder ein (z.B. »After the sun came the tears« 2016 oder »Thankful for exactly this« 2017), ohne den kommunizierten Wunsch, damit eine besondere Geschichte erzählen zu wollen. Vielmehr eröffnen die kurzen Titel im Vergleich zu Mikkers Geschichten einen Raum für Imagination bei Betrachter*innen.

Die visuellen Ergebnisse von Mikkers Arbeit sind hoch ästhetisierte Aufnahmen, die mehr an Dekorationsobjekte als an Kunstwerke erinnern. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass Mikkers seine Arbeit über spezielle Tränen-Kits vermarktet. Bis zu einem Preis von 300€ kann sich jeder ein Tränen-Kit bestellen, eine eigenen Träne sammeln und sich je nach Kit ein eigenes Tränenbild nach Hause schicken lassen. Wie wirkt sich eine solch vermarktende Strategie auf die Wahrnehmung seiner Arbeit aus? Sie bewirkt zunächst eine veränderte Wahrnehmung seiner Arbeit, die anfänglich faszinierend schön erscheint. Skepsis und Unsicherheit begleiten die Wahrnehmung und hinterfragen, wie eine solche Strategie gelesen oder anerkannt werden soll. Spricht sie der künstlerischen Arbeit etwas ab? Wirkt sie sich negativ auf die Wertigkeit der Arbeit aus? Oder ist dies eine Ansicht, die zu sehr das individuelle Kunstwerk in den Mittelpunkt stellt, während Mikkers die Ergebnisse seiner Arbeit jederm zugänglich macht, sofern ersie das nötige Kleingeld besitzt? Es bleibt ein Unbehagen.

Screenshot einer Website. Weißer Hintergrund. Links ist ein Bild mit einem Tränen-Sammel-Set zu sehen und links steht in schwarzer Schrift auf weißem Grund eine Beschreibung dieses Sets mit Kaufoption.
Screenshot der Website Imaginarium of Tears mit bestellbarem Tear Collection Kits.

Ich betrachte die Tränenbilder Fishers und Mikkers mit einer Faszination für das bis dato Unsichtbare. Doch die durch und durch abgestimmte Hyper-Ästhetik bei Mikkers löst nach kurzer Zeit die Faszination durch ein Abstandnehmen ab. Wofür braucht es einen Hintergrund, der in seiner Optik an das Universum mit Sternen und Planeten erinnert? Im Vergleich dazu sind die Bilder Fishers wesentlich reduzierter. Sie beinhalten keine spezielle Beleuchtung, kein Einrahmen in einen Kontext, um die in Tränen ohnehin enthaltende besondere Ästhetik sichtbar zu machen.
Im Unterschied zu der Künstlerin Rose-Lynn Fisher arbeitet Maurice Mikkers in der Werbebranche. So ist es nicht verwunderlich, dass eine dort inhärenter Vermarktungsstrategie auch seine künstlerische Arbeit begleitet. Während bei Fisher das Interesse für die Sichtbarmachung und ein Vergleichen von verschiedenen Tränenarten die Antriebsfeder war, die sich erst viele Jahre nach Beginn des Projektes in einer Publikation abschloss, beginnt Mikkers relativ zeitnah mit der Vermarktung von Tränenbildern. Da Tränen an unseren Affektapparat appellieren und etwas Grundlegendes sind, das jeder Mensch selber erlebt hat, ist eine Identifizierung, vor allem, wenn sie mit einer eindrucksvollen, und somit zusätzlich die Affekte ansprechenden Ästhetik einhergeht, einfach hergestellt. Werbung appelliert gezielt an Affekte, da durch diese der Absatz für Produkte steigt. Inwiefern spielt dieses Wissen Mikkers bei seiner Arbeit, dessen Präsentation und Vermarktung eine Rolle?

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass beide Projekte in ihrer Unbekanntheit und eigenen Ästhetik mich zunächst sofort angesprochen haben. Doch bereits nach kurzer Zeit setzte Skepsis ein. Während Fisher sich von einem wissenschaftlich, forschenden Ansatz in ihrer Arbeit distanziert, erhofft Mikkers, im Laufe des Projekts detaillierter Aussagen zur Zusammensetzung und Beschaffenheit von Tränen machen zu können; unter anderem auch durch bessere Technik und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Seit seinem 2015 begonnenen Projekt haben sich die auf seiner Website präsentierten Bilder jedoch nicht verändert. Es ist kein forschender Prozess sichtbar. Vielmehr tauchen Logos diverser Medienunternehmen auf, die darauf verweisen, wo Informationen über das Projekt publiziert worden sind. Wenn es sich um ein forschendes Projekt handelt, sind dann nicht gerade die unterschiedlichen Prozesse, die Zwischenergebnisse von Interesse? Diese finden sich auf der Plattform Medium.com. Dort unterhält Maurice Mikkers einen Blog, auf dem er über sein Forschungsprojekt, die verschiedenen Etappen und Probleme berichtet. Dass die die anfängliche Faszination abgelöste Unbehagen wandelt sich Fragen. Fragen, die nicht darauf anspielen, eine künstlerische Arbeit als gut oder schlecht, als gelungen oder nicht einzuordnen. Maurice Mikkers »Imaginarium of Tears« resultiert in Fragen, die sich neben seiner Arbeit und dessen Inhalten mit dem Kunstmarkt und dessen Mechanismen auseinandersetzen.. Sein Broterwerb im Design hinterlässt Spuren in seiner künstlerischen Arbeit. Sein Tear-Kit ist eine, nicht weiter verwunderliche, kommerzielle Möglichkeit, um Tränen für sein Projekt zu sammeln und dieses gleichzeitig zu finanzieren. Zu schnell stoßen kommerzielle Aspekte in künstlerischen Arbeiten auf Ablehnung. So auch bei mir. Anderseits ist den meisten bewusst, dass es an Möglichkeiten der Finanzierung künstlerischer (Forschungs-) Projekte mangelt und dass die Kommerzialisierung von Anteilen eigener Arbeit eine legitime Möglichkeit ist, die eigene Arbeit finanziell zu ermöglichen. Doch ein Beigeschmack bleibt.

Screenshot der Webiste von Maurice Mikkers. Auf weißen Grund ist mittig ein Bild zu sehen, dass eine komplexe Apparatur bestehen aus Mikroskop, Kamera und Bildschirm zeigt. Darunter steht auf weißen Grund in schwarzer dicker Schrift die Überschrift: Creating an optimal tear cristallisation emvironment.

Mikkers und Fisher teilen eine Neugierde für die visuelle Natur der Tränen. Sie teilen Erkenntnisse, die sich durch die Empfindung nach landschaftlich wirkenden Bildern in den visuellen Resultaten ihrer Arbeit finden. Beide sind fasziniert von dem ersten Anblick einer Träne. Bei beiden ist die Faszination der Antrieb für das daraus entstehende Projekt. Ihre Arbeit verläuft in vielen Bereichen ähnlich, sei es bei der Wahl der Tränen oder dem Experimentieren mit Aufnahmemodi und technischen Möglichkeiten. Beide arbeiten mit Formatierung, Ästhetisierung, Systematisierung und Ökonomisierung, wobei einige dieser Aspekte bei Mikkers deutlich intensiver ausgeprägt sind. Bei beiden tauchen Tränen in ihrer Bildlichkeit auf, während die Praxis des Tränenvergießens in den Hintergrund gerät. Sie verbleiben als eingefrorene Objekte in einem Repräsentatinsmodus ohne die Perspektive der Performativität.
Während die Arbeit Fishers seit 2017 abgeschlossen ist, setzt Mikkers mit dem Wunsch nach neuen Erkenntnissen seine Arbeit fort. Zu welchen Ergebnissen er neben dem Erfolg der Vermarktung seiner Arbeiten kommen wird, bleibt gespannt abzuwarten.

Quellen: Rose-Lynn Fisher: https://www.rose-lynnfisher.com/bw-th-tt.pdf, Maurice Mikker: https://medium.com/micrograph-stories/the-stories-within-our-tears-fc64257e2acd

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INSTRUCTIONS ON HOW TO CRY

“Instructions on How to Cry” by Julio Cortazar – text performed by the Crying Institute participant.

Instructions in English:

Putting the reasons for crying aside for the moment, we might concentrate on the correct way to cry, which, be it understood, means weeping that doesn’t turn into a big commotion nor proves an affront to the smile with its parallel and dull similarity. The average, everyday weeping consists of a general contraction of the face and a spasmodic sound accompanied by tears and mucus, this last toward the end since the cry ends at the point when one energetically blows one’s nose. In order to cry, steer the imagination toward yourself, and if this proves impossible owing to having contacted the habit of believing in the exterior world, think of a duck covered with ants or of those gulfs in the Strait of Magellan into which no one sails ever. Coming to the weeping itself, cover the face decorously, using both hands, palms inward. Children are to cry with the sleeve of the dress or shirt pressed against the face, preferably in a corner of the room. The average duration of the cry is three minutes.

Text: Julio Cortazar
Performing the text: Nadja Kracunovic
Language: Serbian
The book: published by the library of the magazine ´´Gradina´´, Serbia *Given by an extraordinarily dear friend
Outfit: Crying Insitute

I cry my dear, NK 2022
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Glossary of adjectives for the Crying due to tear gas:

Gabriela Parra Sánchez. Weimar. 2022

PLEASE FEEL FREE TO COMPLETE THE GLOSSARY BY SUGGESTING NEW ADJECTIVES IN THE COMMENTS:

Parra. Weimar. 2022
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“about tear gas and taking away someone’s power to cry”

a concerning by Gabriela Parra Sánchez for the Crying Institute.

Parra, 2022, Weimar.

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Die Geschichte von Marinas Tränen

In ihrer Performacne “The Artist is Present” im New Yorker Museum of Modern Art 2010 teilte Marina Abramović mit jedem Menschen, der ihr gegenüber abwechselnd am Tisch saß, eine Minute der Stille. Fast drei Monate lang, acht Stunden am Tag begegneten sich die Blicke von Marina und etwa Eintausend Besucher*innen.

Plötzlich saß ihr ehemaliger Partner Ulay vor ihr … 

Marina Abramović und Ulay arbeiteten und lebten von 1976 bis 1988 zusammen.

Relation in Space, 1976, aus der Serie: Relation Work 1976 – 1979, Analogvideo, Betacam SP, b/w, mono, 00:14:34, Sammlung ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, http://www.medienkunstnetz.de/werke/relation-in-space/video/1/

Relation in Time, 1977, aus der Serie: Relation Work 1976 – 1979, Analogvideo, Betacam SP, b/w, mono, 00:11:57, Sammlung ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, https://zkm.de/en/artwork/relation-in-time

Breathing in – Breathing out, 1977, aus der Serie: Relation Work 1976 – 1979, Analogvideo, Betacam SP, s/w, mono, 00:11:30, Sammlung: ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, https://zkm.de/en/artwork/breathing-in-breathing-out

Breathing out – Breathing in, filmische Aufzeichnung einer vom Stedelijk Museum in Auftrag gegebenen Performance aus dem Jahr 1977, die ohne Publikum stattfand, https://www.stedelijk.nl/en/collection/9811-ulay-breathing-out-breathing-in-%28performance-10%29

Rest Energy, aufgenommen 1980 im Filmstudio Amsterdam, aus der Serie: That Self, 00:04:00, Sammlung: Netherlands Media Art Institute Amsterdam.Weiteres: https://www.moma.org/audio/playlist/243/3120

https://en.wikipedia.org/wiki/Rest_Energy_(performance_piece)

Night Sea Crossing, The Observer: – le temps d’une cigarette -, 1984, aus der Serie: Modus Vivendi, Analogvideo, Betacam SP, Farbe, mono, 00:06:03, Mitwirkende: Rémy Zaugg (Drehbuch, Darsteller), Ton Illegems (Kamera), Marina Abramović (Darsteller*in), Ulay (Darsteller*in), Michael Stefanowsky (Darsteller, Sprecher), Sammlung: ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, https://zkm.de/de/werk/night-sea-crossing

The Lovers, The Great Wall Walk, 1988, Zwei-Kanal-Video, Farbe, Ton, 16:45 Min., Stichting LIMA, Courtesy of the Marina Abramović Archives and Murray Grigor, based on the 1988 performance, http://www.medienkunstnetz.de/werke/the-lovers/

Später führten Abramović und Ulay einen Rechtsstreit über die Verwaltung der Urheberrechte ihrer gemeinsamen Arbeit. Abramović schuldete Ulay, wie ein Gericht in Amsterdam 2016 entschied, sowohl Schadenersatz als auch die Erwähnung seines Namen in ihren gemeinsamen Arbeiten, die Abramović bis dahin allein vermarktete (https://www.theguardian.com/artanddesign/2016/sep/21/ulay-claims-legal-victory-in-case-against-ex-partner-marina-abramovic).

Zurück zum Anfang der hier erzählten Geschichte:

Plötzlich saß ihr ehemaliger Partner Ulay im MoMA vor ihr … 

Fragen: 

Ändern sich Marinas Tränen in Kenntnis der Geschichte von Abramović und Ulay? 

Empfinden Sie diese Tränen, die als die „bewegendsten Tränen der jüngeren Kunstgeschichte“ beschrieben werden, als kitschig, als Tränen der Rührseligkeit, des Mitgefühls, der Freude, der Überraschung, der Überwältigung, der Überforderung, des Schocks …?

Sind Marinas Tränen andere als Ulays feuchte Augen? Und andere als unsere, wenn wir geweint haben sollten?

Was erzählen diese Tränen über Marina, was über Ulay und was über uns?

Drei Anmerkungen zur Wahrnehmung der Wahrnehmung:

  • Die Betrachter*in ist in der Form. Vgl. Dirk Baecker: Beobachter unter sich, Suhrkamp 2013. Vgl. Wolfgang Kemp: Der Betrachter ist im Bild. Kunstwissenschaft und Rezeptionsästhetik, DuMont 1992.

  • Vienna Integrated Model of top-down and bottom-up processes in Art Perception (VIMAP), 2017

Keywords: Art perception, Cognitive model, Neuroaesthetics, Emotion, Top-down bottom-up integration

Vgl. Matthew Pelowski u. a.: Move me, astonish me… delight my eyes and brain: The Vienna integrated model of top-down and bottom-up processes in art perception (VIMAP) and corresponding affective, evaluative, and neurophysiological correlates, in: Physics of Life Reviews, Bd. 21, 2017, S. 80–125, https://doi.org/10.1016/j.plrev.2017.02.003 [Abruf: 10.11.2022]

Beispiele:

  • Bestätigungsfehler / Confirmation bias: Die Neigung, Informationen so auszuwählen, dass sie die eigenen Erwartungen erfüllen.
  • Emotionale Beweisführung: Die Neigung, eine empfundene Emotion als Beweis für eine Annahme zu betrachten.
  • Projektionsfehler / Projection bias: Verzerrung bei der Gefühlsvorhersage (Affective Forecasting). Tendenz die eigenen Gefühle, Einstellungen und Glauben auf andere Personen oder sich selber in der Zukunft zu projizieren.
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The Antlers – Hospice

Introduction

Released in 2009, Hospice in the third studio album by the Brooklyn-based indie rock band, The Antlers. An album that has been described by the NME as “the saddest album of all time”. The album title alone – on the blood-red album cover featuring two hands,  yearning to hold each other for eternity – engulfs me with a sense of melancholy. I do believe that the saddest album of all time fits the album pretty well. 

The entire album, musically, could be boiled down to three songs. It takes more than one listen to be able to tell the songs apart, with the exception of a few more aggressive and fast-paced tracks. But if the songs feel the same it’s because grief feels all the same. The vocalist – Peter Silbermann -sounds like he’s broken at the core, gently whispering to himself in an abondoned parking lot, which makes the rare outburst of shouted lines feel like punch in the gut. The devastating lyrics, Silberman’s aching voice, backed by an atmospheric mixture of noise and texture and recurring melodies, makes it one of the most solid concept albums i’ve ever heard.

Track by Track Analysis

Hospice tells the tale of an unwieldy relationship between a hospice worker – whom I refer to as Peter, the lead singer of the band – and his dying patient, Sylvia. After an instrumental opening track comes Kettering. Peter Silberman’s low, somnambulant tone walks us through the first time Peter and Sylvia meet in a hospital room, backed by a music which is just the most painful combination of notes ever. Sylvia has tubes in her arms and morphine alarms are singing out of tune.

I wish that I had known in that first minute we met, the unpayable debt that I owed you

Kettering

Peter sounds taken back, as though he is aware of the pain this story is going to bring. Sylvia is rather hostile – telling Peter that his voice makes her feel so alone and he better leaves. Yet Peter persists – despite being told that there’s no saving her, and despite sensing that it’s not going to end pretty, she wants to help the “freezing” girl.

But something kept me standing by that hospital bed
I should have quit, but instead, I took care of you
You made me sleep and uneven, and I didn’t believe them
When they told me that there was no saving you

Kettering

Sylvia is – and sounds like – a troubled soul, and does not try to hide it. She pushes Peter back, but at the same time guilts him into staying with her.

Sylvia, get your head out of the oven
Go back to screaming and cursing
Remind me again how everyone betrayed you

Sylvia

Get your head out of the oven could be referencing Sylvia Ploth’s suicide, showing that Peter would rather for Sylvia to yell at him, than being depressed and suicidal. It’s also indicated that she gets physically violence towards Peter, while refusing to let him help her.

Let me do my job
Let me do my job

Sylvia, get your head out of the covers
Let me take your temperature
You can throw the thermometer right back at me
If that’s what you want to do, okay?

Sylvia

Peter sees her struggling and it breaks him.

As the album goes by and specially in the track Anthropy, we learn more about the abusive nature of their relationship. Sylvia is trying to get control of every aspect of Peter’s life.

You’ve been living a while in the front of my skull making orders
You’ve been writing me rules, shrinking maps and redrawing borders
I’ve been repeating your speeches, but the audience just doesn’t follow
Because I’m leaving out words, punctuation, and it sounds pretty hollow

Anthropy

we also learn that they’re now married, which makes Peter feel ever more bound to her.

With the bite of the teeth of that ring on my finger, I’m bound to your bedside, your eulogy singer
I’d happily take all those bullets inside you and put them inside of myself

Anthropy

The song contains the beautiful line, “I’d happily take all those bullets inside you and put them inside of myself”, which refers to the fact that Peter still feels willing to sacrifice himself if it could make Sylvia happier

Bear is about an abortion and opens with an uncanny nursery rhyme – Sylvia is pregnant, and sheand Peter are quick to decide they don’t want to have a child, we also learn that they’ve been isolated from their friends – another sign of an abusive relationship – and do not have a support system which means they only have to lean on each other when going through this rough path. 

There’s a bear inside your stomach
A cub’s been kicking from within
He’s loud, though without vocal cords
We’ll put an end to him

None of our friends will come, they dodge our calls
And they have for quite awhile now
It’s not a shock, you don’t seem to mind
And I just can’t see how

Bear

They are, Peter emphasize, not making this decision out of a fear of responsibility or financial issues, they are afraid of each other and Sylvia’s worsening conditions. This song ends with Peter admitting that they are now broken beyond repair.

Well we’re not scared of making caves
Or finding food for him to eat
We’re terrified of one another
And terrified of what that means

When we get home we’re bigger strangers
Than we’ve ever been before
You sit in front of snowy television
Suitcase on the floor

Bear

Thirteen is the only song being told from Sylvia’s point of view. And if you have imagined her as manipulative, narcissistic young women this is where you get a glimpse of her suffering for the first time: the whole song is her begging Peter to save her, as she is in denial of her current state and doesn’t want to see anyone, no doctors, no nurses, just peter.

Pull me out
Pull me out
Can’t you stop this all from happening?
Close the doors and keep them out

Thirteen

Two are of one the rare more fast paced songs and a very important song in my opinion. It tells the story of the day Peter is told by the doctors that Sylvia is going to die and beautifully portrays how Peter feels hearing that: as if the world is crushing around him.

To hear that there was nothing that I could do to save you
The choir’s gonna sing, and this thing is gonna kill you
Something in my throat made my next words shake
And something in the wires made the light-bulbs break
There was glass inside my feet and raining down from the ceiling
It opened up the scars that had just finished healing
It tore apart the canyon running down your femur
I thought that it was beautiful, it made me a believer

Two

We also learn a little more about Sylvia, about her childhood with an abusive father and struggling with eating disorders that no one seemed to care about.

Your daddy was an asshole and he fucked you up
Built the gears in your head, now he greases them up
And no one paid attention when you just stopped eating
“Eighty-seven pounds!” and this all bears repeating

Two

In the wake of knowing that she’s dying, Sylvia is acting out and Peter is trying to keep up with her. However this is the only point in the album where you can sense a bit of resentment in Peter’s voice, as he describes how he had to grab Sylvia’s ankles begging her to stay, and how he has stopped caring now.

It killed me to see you getting always rejected
But I didn’t mind the things you threw, the phones I deflected
I didn’t mind you blaming me for your mistakes
I just held you in the door-frame through all of the earthquakes
But you packed up your clothes in that bag every night
I would try to grab your ankles, what a pitiful sight
But after over a year, I stopped trying to stop you from stomping out that door
Coming back like you always do

Two

Perhaps unconsciously – but Peter is also admitting that his actions might have had the exact opposite of protecting Sylvia, as Contrary to popular belief, doorways are not the safest place to be during an earthquake.

Shiva describes when Sylvia dies, starting with the hauntings lines.

Suddenly every machine stopped at once
And the monitors beeped the last time
Hundreds of thousands of hospital beds
And all of them empty but mine

Shiva

The song also contains multiple indication of how he sees himself in Sylvia’s place: the roles are now reversed. I wonder, is it because of the emotional damages he has had to endure? Or is he becoming void of himself?

You checked yourself out when you put me to bed
And tore that old band off your wrist
But you came back to see me for a minute or less
And left me your ring in my fist

Shiva

My interpretation is that their lives had become tangled together in a way that Peter doesn’t recognize himself anymore. It was all about Sylvia when she was alive and now that she’s gone, it’s still all about Sylvia. The trauma might very well reproduce itself in the rest of Peter’s life – he acknowledges that now, and feels crushed by this horror beyond grasping.

My hair started growing, my face became yours
My femur was breaking in half
The sensation was scissors and too much to scream
So instead, I just started to laugh

Shiva

 Wake is one of my favorite songs on the album. Peter’s voice is much calmer in this song, like how you’d feel after a good cry or a panic attack. A bit numb, but also relieved. He is trying to face Sylvia’s death and his life without her. There are lots of small but achingly hard things you need to do when someones gone. Even picking up the dirty clothes seems like a task beyond his abilities. It’s also a subtle reference to the song Sylvia, where Peter begs Sylvia to let him do his job. Well he failed. And someone has to pick up the pieces.

With the door closed, shades drawn, the world shrinks
Let’s open up those blinds
But someone has to sweep the floor
Pick up her dirty clothes
That job’s not mine

Wake

Reflecting on what has happened, Peter also tries to explain what he’s been through, and why he stayed.

Well you can come inside
Unlock the door, take off your shoes
But this might take all night
To explain to you I would have walked out those sliding doors
But the timing never seemed right

Wake

 There comes a glimpse of hope in the end of the song, suggesting that peter is willing to open up.

I want to bust down the door
If you’re willing to forgive
I’ve got the keys, I’m letting people in

Wake

The album ends with Epilogue, which has the same creepy nursery music vibe. It ends the story with Peter’s reflection on the past. We learn that some time has passed, has been laid off from his job as a hospice worker, but his dreams are still haunted by Sylvia.

In a nightmare, I am falling from the ceiling into bed beside you
You’re asleep, I’m screaming, shoving you to try to wake you up
And like before, you’ve got no interest in the life you live when you’re awake
Your dreams still follow storylines like fictions you would make

You’re screaming
And cursing
And angry
And hurting me
And then smiling
And crying
Apologizing

Epilogue

The circle of abuse continues in his nightmares

It’s.. not a happy ending.

Why am I crying?

Humans like to judge, it makes us feel better about ourselves to take the higher ground and generally, feel smarter than everyone else. I am guilty of that too, I like passing judgements. Hospice cuts so deep for me because I can’t blame anyone.  It’s usually suffering that lies beneath our most destructive behavior and Sylvia has suffered a lot. As a kid, and then as a young adult fighting with bone cancer. Her short painful life does not justify her hurting and abusing other people, of course, but I can’t in good conscience claim that I could have handled the situation with more grace than her. There is no salvation for Sylvia. No redemption. She didn’t have time for that. It’s a gray situation where I find myself sympathizing with both characters. And gray situations are always uncomfortable.

The Australian singer and songwriter Nick Cave says “ the common agent that binds us all together is loss” and this, in my opinion, is what the album is about. Feeling the impending doom of loss, facing it, being consumed by it. It resonates with many people, me included, because it deals with grief and loss in the rawest form. The loss of a child, the loss of a life, the loss of a loved one. A love doomed to end in sadness because it was between a very fragile and vulnerable young woman who knew nothing but pain in her very short life and a young man with a savior complex. We collect countless losses through our lifetime, Nick Cave writes, and Hospice story reminds me of mine. Of everything that just couldn’t be saved, of myself reaching for something beyond reach. The loss of a friend. The loss of a family member. The loss of a dream – or was it an illusion?. Sometimes I’m Sylvia, taking out my pain on those who love me, waiting for them to save me. And sometimes I’m Peter, desperately wanting to make things right, consumed and paralyzed by guilt.

I mentioned that wake is my favorite song of the album and it also contains one of the most important lines and messages of the whole piece. Towards the end of song, Peter whispers to himself:

Don’t be scared to speak
Don’t speak with someone’s tooth
Don’t bargain when you’re weak
Don’t take that sharp abuse
Some patients can’t be saved
But that burden’s not on you

Wake

I think you could just replace patient with people.

And then this line echoes, over and overs as the music reaches its peak:

Don’t ever let anyone tell you you deserve that
Don’t ever let anyone tell you you deserve that
Don’t ever let anyone tell you you deserve that
Don’t ever let anyone tell you you deserve that
Don’t ever let anyone tell you you deserve that
Don’t ever let anyone tell you you deserve that
Don’t ever let anyone tell you you deserve that
Don’t ever let anyone tell you you deserve that

Wake

And that’s a powerful line, this. I wonder who’s he talking to. Is he talking to himself, freeing himself from the crippling guilt? Is he talking to Sylvia’s ghost? Does he want to tell her that she didnt deserve to live this short, painful life?

But to be honest, sometimes, when I’m at my lowest point and in my darkes night, I like to listen to this song and think “he’s talking to me”.

Check the Antlers out

Official Website

Bandcamp

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Kettering – Live In London

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Bas Jan Ader: I’m Too Sad to Tell You, 1970/71

  • mixed media artwork: three and a half minutes black-and-white silent film, 16-mm, 3’21”, still photographs and a post card
  • more: https://en.wikipedia.org/wiki/I’m_too_sad_to_tell_you
  • title of three separate works that took on the same theme and imagery: the first was a photograph in 1970; the second a postcard sent to his friends and acquaintances later that year; and the third a t hree-minute film shot in 1971
  • Source: Janna Schoenberger 2015: Bas Jan Ader’s Ludic Conceptualism: Performing a Transnational Identity, https://www.academia.edu/19080701/Bas_Jan_Aders_Ludic_Conceptualism_Performing_a_Transnational_Identity
  • camera: Peter Bakker 
  • close-up
  • conceptual short film as distance from the commercial Hollywood film
  • Cinema as ‘small’ art, as art mineur
  • “In the spirit of this provision, the French psychiatrist and philosopher Félix Guattari proposed in the mid-1970s to examine not characters and intrigues but ‘systèmes des intensités, des gestes, des reflets, des regards,’ paying attention, for example, to attitudes, sensations, changes in gravity, and spatial and temporal coordinates.” (Félix Guattari: Projet pour un film de Kafka. In: Ders.: Soixante-cinq rêves de Franz Kafka et d’autres textes, hg. von Stephane Nadaud, Paris 2007, S. 40–56, hier S. 43. Siehe auch Félix Guattari: Kino – eine kleine Kunst. In: Ders.: Die Couch des Armen. Die Kinotexte in der Diskussion, Berlin 2011, S. 147–152.
  • Source: Petra Löffler 2014: Der seltsame Fall des Bas Jan Ader, https://www.mediarep.org/bitstream/handle/doc/1543/AUGENBLICK_59_10-22_LOEFFLER_Bas_Jan_Ader_Los_Angeles.pdf?sequence=1&isAllowed=y
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Research in art history and art theory has so far dealt with crying rather marginally. We want to research and compile theoretical and historical key texts, significant terms and terminologies, suitable methods also from other disciplines and already existing artistic works/practices on this topic in art history and contemporary art.
And we want to set ourselves up with the development of workshops, mediation tools, manuals, services, coaching, maybe products in a way that we could become operational as an institute and crying experts. 
Because: “Sharpen your tears, it is going to be a long one.”* 

Mit dem “Crying” hat sich die kunsthistorische und kunsttheoretische Forschung bislang eher marginal beschäftigt. Wir wollen theoretische und historische Schlüsseltexte, signifikante Begriffe und Terminologien, taugliche Methoden auch anderer Disziplinen und bereits existierende künstlerische Arbeiten/Praktiken zu diesem Thema in der Kunstgeschichte und in der zeitgenössischen Kunst recherchieren und zusammentragen. 
Und wir wollen uns mit der Entwicklung von Workshops, Mediationstools, Manuals, Dienstleistungen, Coachings, vielleicht auch von Produkten so aufstellen, dass wir als Institut und Crying-Expert*innen einsatzfähig werden könnten. 
Denn: “Sharpen your tears, it is going to be a long one.”* 

* Nadja Kracunovic 2021: Voicing displeasure #2 The Professional Cry >>